(Berlin.) Und da sind wir wieder mit einem Lebenszeichen in Zeiten der Chinagrippe, und Informationen die morgen schon überholt sind - ach was: das noch vor Fertigstellung des Artikels waren! Kaum ein Monat ist vergangen, seit unser aller Mailboxen überquollen mit Bekanntgaben von Galerieschließungen „aufgrund der aktuellen Situation“ (aus anderen Gründen also als im Falle Blain Southerns...). Die Wiederöffnungsmeldungen tröpfeln hingegen nur langsam ein, und man kann sich kaum sicher sein, wer ab wann denn nun wieder Besucher zuläßt - manch ein Galerist zählt auch zur Risikogruppe und läßt es darum womöglich ruhiger angehen (die Zahl derer, die sich beizeiten mit dem Privatjet ins Ferienhaus abgesetzt haben, dürfte in Berlin allerdings überschaubar sein). Seit Mittwoch, den 22.4. dürfen sie wieder, so sie denn wollen und die Fläche auf 800 m2 begrenzt bleibt wie anderswo auch im Einzelhandel – diese Zuordnung hört man nicht gerne in der Bran- dem Kultursektor!, sie ist aber nicht bloß technisch korrekt. Der erste, der sich per Newsletter zurückmeldete, war Mehdi Chouakri, dabei vorsorglich um Anmeldung bat, um der Besucherscharen virologisch Herr zu werden, womit unser Wiedereintritt in die Kunstatmosphäre zugunsten eines Rundgangs durch Charlottenburg entschieden war. Am Donnerstag vormittag also einen Zweizeiler abgeschickt, der prompt und sehr entspannt beantwortet wurde, man könne eine voraussichtliche Uhrzeit angeben, oder bei Andrang auch einfach draußen warten. In herrlichstem Frühlingswetter mit das Datum wiederspiegelnden Temperaturen (i.e. 23°), machten wir uns ganz unmaskiert (Gefahrensucher?!) auf, festzustellen, wer zu den ersten zählte und wer seine Pforten lieber noch geschlossen läßt. Kurz vor dem Fasanenplatz halten Meyer Rigger die Selbstquarantäne bis auf weiteres aufrecht, wie einem jener handgeschriebenen oder am Inkjet ausgedruckten Zettel zu entnehmen ist, die uns innert kürzester Zeit aus allen Fußgängerzonen und darüber hinaus vertraut geworden sind. Wenige Schritte später bleibt Chouakris Tür auch erst einmal geschlossen, denn dahinter steht ein Maler – viz. Anstreicher - auf seiner Leiter, wie überall nutzte man hier die Zeit, anstehende Investitionen vorzuziehen, da hängt auch noch so ein Zettelchen, drinnen gestikuliert aber schon der Mitarbeiter, gleich gehe es weiter. Sonst ist niemand anwesend, anders als am Vortag: die Entzugserscheinungen wollten wohl viele schnellstmöglich überwinden. Lothar Hempels Ausstellung zeigt man noch bis zum 30. Mai (Eröffnung war am 13. März), eine Handvoll figurativer Gemälde in weichen Blau- und Hauttönen, die gewollt an antike Mosaiken erinnern, bis in die altrömischen Gesichtszüge der Portraitierten. Dazu paßt – schon farblich! - die in zwei Teile zerlegte 1970er Jahre Designerstehlampe auf dem Boden, objet trouvé und modifié, in einem Berliner Laden entdeckt und dekonstruiert, sowie als dritte tragende Säule eine Installationscollage, d.h. eine zweidimensionale Kombination großformatiger Photographien. Auf den ersten Blick scheint der Stil der Dame, die sich da auf den Rücken eines Yaks geklebt wiederfindet, in Pelzmantel, Frisur und gar Gesicht auf die Ära der Lampe zu verweisen, allerdings handelt es sich um die französisch-polnische Schauspielerin Anne Wiazemsky und die war vornehmlich in den fünfziger und sechziger Jahren aktiv. Hempel photoshoppte noch Regenbogenfarben auf beider Pelz, Frau und Yak, und krönte den Paarhufer mit einem antiken Lorbeerkranz (immer noch: alles rein photographisch). Damit möchte er, wie es in den Begleitinformationen heißt, einen „verschollenen Film“ ehren, in dem – so die Phantasie des Künstlers - die von Wiazemsky verkörperte Protagonistin die menschliche Gesellschaft zugunsten völliger Vertierung verläßt. Ok. Lampe und Bilder wirken doch ansprechender. Beim Hinaustreten ein Zögern, da im Obergeschoß ein beleibter Handwerker auf den Balkon einer anderen Galerie tritt und die Umgebung wachhustet (weder Hand noch Armbeuge). Nächste Station: Buchholz, wo trotz des obligatorischen Zettels an der Tür auch schon wieder geöffnet ist. Damit hätte man sich allerdings auch Zeit lassen können, bis zur nächsten Eröffnung zum Beispiel. Galeriekünstlerin Moyra Daveys hat sich als Kuratorin betätigt und Schwarz-Weiß-Photographien Peter Hujars aus den Archiven gesucht, amerikanischer Photograph des Mittzwanzigsten Jahrhunderts, dessen Stil sattsam bekannt ist. Streifzüge durch das amerikanische Hinterland sind das, mit Wasserlöchern, Hunden, Pferden, Hühnern, Hähnen und anderen „cocks“, mit Minderheiten und mehr Landbevölkerung. Säuglinge werden gesäugt und wer nicht zum Mannequin geboren ist, präsentiert nicht weniger stolz seine Intimsphäre. Ist das das Original, oder eine trashige Doppelgängerin Jamie Lee Curtis´ auf einer zeitgenössischen Magazinseite? Die Werkliste verrät den Titel „Kate“, also eher nicht. Dieses Werk stammt wie einige andere auch von Daveys selbst, ganz „im Stile von“ gehalten. Die Ausstellung hat keinen Titel, „White and more trash in `murica“ wäre vielleicht ganz passend (auf Motive, nicht Künstler bezogen!). Crone hat geschlossen, eine Pause im Café wäre jetzt schön, irgendwo, aber ach... Vor einem Juwelenhändler mit arg stereotypem Namen sitzen zwei an einem Tisch und trinken Kaffee, nehmen wir zu ihren Gunsten an, sie gehörten zum selben Haushalt - oder wie lauten die Regelungen zur Stunde (einmal habe ich kurzfristig einen Polizisten verwirrt, der mich darauf hinwies, im Park genügten 1m50 Abstand zu Fremden nicht mehr, ich möge bitte bis auf fünf Meter wegrücken – „Und wenn ich mich der Dame kurz vorstelle, ohne Handschlag?“ Zuweilen fragte man sich auch, wo juristisch das „verweilen“ beginnt, bei zehn Metern in die eine Richtung-umgekehrt-zurück, oder erst unter fünfen)? Derweil trainiert in der Savigny-Passage – ich habe mich wie üblich wieder verlaufen, statt den direkten Weg zu nehmen - eine gemischte Gruppe Gewichtheber vor ihrem geschlossenen Studio, thug life. Auch Galerie Nothelfer öffnet die Türen noch nicht ... ... ... ok, Namenswitze sind doof, aber ich kann einfach nicht anders und bei Hempels Ausstellung sind wir immerhin ohne Sofa ausgekommen: Natürlich haben die geschlossen, jetzt bestimmt wichtigeres zu tun! Ciii-Äff-Ey, cfa, contemporary fine arts, offeriert wirklich exzellente Tusche-Bleistift-Zeichnungen auf Knitterpapier (der Untergrund paßt in perfekter Harmonie!), beim Nähertreten finden wir fingierte Signaturen darauf, von Fontana zu Liechtenstein, Warhol und Bacon, von Cecily Brown zu Schmidt-Rottluff - das sollen wohl die Porträtierten sein. Der überaus talentierte Künstler hätte es gar nicht nötig, sie Baselitzig kopfüber aufzuhängen, mit dem verwechselt ihn eh’ niemand ... Oh, wait: Das stammt tatsächlich alles vom Schorsch höchstselbst, da steht es auf dem Flyer (weiterführende Informationen gibt es nicht): „Baselitz“. Also doch kein copyright infingement... und der Mann ist immer noch sein Geld wert, jede einzelne Million.
cfa ist eine der Upper Class Galerien in Berlin und um es einmal wieder allen in die Nase zu reiben, plazierte man ein Luxusgut der neuen Zeit auf dem Tisch, „eure Armut“ usf. – nein, kein Klopapier, noch rarere Mangelware sogar: ein Sagrotanspray (wäre die Tube vergoldet, sie könnte nicht begehrter sein)! Bestimmt hat man Beziehungen, besondere Quellen... Ist nebenbei bemerkt genauso nutzlos wie jeder Luxus, sofern man es sich nicht vor jedem Ausatmen in die Nase/den Mund sprüht: Tröpfchen-, nicht Schmierinfektion, sagt die Fachmannschaft. Ob ich das einmal versuchen sollte, aus anderen Gründen? Es ist schon unangenehm, wenn der Sonnenschein den Heuschnupfen hervorlockt und man sich bei jedem Niesen als Paria unter den Blicken der Allgemeinheit fühlt, nicht zuletzt aus einer mit ca. 5 m Abständen geformten Warteschlange vor einer Ku’Damm-Parfümerie heraus. Auch dort gibt es nichts umsonst und sind keine „Südfrüchte eingetroffen“, sondern nur die Chinagrippe.
Gute Planung ist viel wert: bei Haverkampf öffnet die nächste Ausstellung turnusmäßig erst am 30.4., bis dahin ist geschlossen. Vorbei am parkenden Lieferwagen eines „Installationsmeisters und Betriebswirts“ (man könnte es sich nicht besser ausdenken) erreichen wir endlich Chouakris zweiten Space. Hier zeigt man sich überaus bunt, bisweilen wirken Salvos (1947-2015) Werke wie Vektorgraphiken vor ihrer Zeit (und manchmal wie Hintergrundlandschaften Boteros?). Es geht sogar noch bunter: Erster Eindruck in Max Hetzlers Bleibtreustraßengalerie: „Kitsch as Kitsch can, Glitteroverkill“. Zweiter Eindruck: „Moooooment, ist das irgendwie indianisch, Mexiko vielleicht?“ Diese Sarkophage/Kokons/stilisierten Fischkörper an mancher Wand sind zumindest interessant, und die kleine Matschfigur mit Muschelaugen erst... Der Begleittext verschafft Aufklärung: Nichts da mit Amerika, weder Nord-, noch Süd-, Jeremy Demester macht mit afrikanischen Voodoopriestern gemeinsame Sache, das kann der Laie aber kaum erkennen – kein Baron Samedi hier und erst recht keine Zombies! Aber sollte diese Matschfigur dann... die sieht doch nicht etwa dem Galeristen ähnlich?! Daneben liegen jedenfalls keine Nadeln! Eine sehr fremde, und auch befremdliche, Ausstellung.
Bei Diehl ist laut Fenster-Aufkleber das „Betreten der Ausstellung verboten“, hinter den Fenstern erspäht der Passant eine Installation mit Rettungsboot und warum liegt hier eigentlich Stroh? Michael Haas hat die Gitter runtergelassen, die permanent installierte Aufforderung „Bitte“ zu „klingeln“ hilft auch nicht weiter, befindet sich jene Klingel doch hinter dem Gitter.
Um die Ecke hat ein Alten- und Pflegeheim gerade eine Gruppe Rollstuhlfahrer im Sonnenschein vor der Tür abgeladen und der Zyniker wundert sich: Betten freimachen? Sollte man jetzt vielleicht einen Nothelfer rufen? Heimweg über die Kantstraße, wo die Galerie Eigenheim noch nicht wieder eröffnet hat, und dabei heißt es doch überall: „Bleibt zuhause!“, sich dann wundern, was wohl so erstklassig an den wenige Meter hinter der Paris Bar angebotenen „premium ice cubes und crushed ice“ sein mag, auch Spätis machen jetzt in Marketing.
Soviel zur Kunst, und die sollte niemals unwichtiger sein als das Leben. Nun bleibt aber auch noch Platz für allgemeinere Betrachtungen "aus gegebenem Anlaß" und gesammelte Notizen aus dem mensis horribilis. April is the cruellest month, für 2020 gilt das noch potenziert, da wir im Wasteland der Innenstädte nicht einmal den Flieder betrachten durften (`China surprised us, coming over the Ischgl slopes`? – gut, das genügt). Wie haben Sie persönlich die Zeit der Seuche überstanden/überstehen Sie sie noch, denn lieber ein Schrecken ohne Ende als jegliches Ende?
Sehr ungewöhnlich, aber ersten Analystenmeinungen zufolge wird es keine Abwärtskompatibilität künftiger COVID-Versionen geben, d.h. hatten Sie COVID-19 installiert, werden Sie COVID-20 und potentiell folgende Updates nicht 'runterladen können, was an einer zu erwartenden fundamentalen Inkompatibilität im Betriebssystem liegt... Der hoffnungslos in Halbwissen verstrickte Laie kam vielfach nicht mehr mit: Viren sind keine Bakterien, darum helfen keine Antibiotika, soviel wußten wir vorher schon. Nur bedeutet die herkömmliche Lungenentzündung nicht immer eine zusätzliche Bakterieninfektion der Lunge (die werden sozusagen von ihren viralen Cousins dazugeladen, oder crashen deren Party)? Amüsant wird es, vergegenwärtigt man sich, wie die moderne Medizin traditionellen Hausmittelchen zumindest in diesem Bereich kaum überlegen ist – in gewissen Sinne hatte der weißrussische Präsident ja recht, als er zu heißem Wasser in der Sauna und kaltem Wässerchen im Glas riet: Das beste Medikament gegen Viren ist und bleibt das menschliche Immunsystem, das kann man auf vielfältige Weise stärken, aber nicht so einfach chemisch replizieren. Es läßt sich auch kaum wissenschaftlich und – immer das wichtigste in der modernen Welt: – für alle gleich! im Computer (voraus-)berechnen, ist keine abstrahier-, quantifizier- und handelbare Ware. Ärgerlich.
Überhaupt, die Wissenschaftlichkeit. Man könnte auch ganz zaghaft fragen, warum in einer erklärten Notsituation unbedingt noch „Studien“ durchgeführt werden müssen, die prinzipiell nichts anderes bedeuten, als daß man ein potentiell wirksames Medikament nur der Hälfte seiner Patienten gibt, und erst wenn die andere Hälfte planmäßig verstirbt, weiß man, es wirkt. Rein theoretisch könnte man auch erst einmal alles 'reinstopfen, sich sagen, „Sch--- auf die Wissenschaft, wer heilt, hat recht und was warum gewirkt hat, klären wir dann hinterher!“ Aber das ist wohl zu naiv gedacht.
Auf der anderen Seite darf und sollte man sich auch fragen, inwieweit das Problem überhaupt die Lösung wert sei. Wem das Klopapier knapp wurde, der wußte sich glücklich zu schätzen, nannte er ein kleines weißes Büchlein mit dem Titel „Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland“ sein eigen (in anderen Staaten gilt dasselbe, und vielerorts in noch größerem Ausmaß). Alles ist relativ, und Gesundheit bricht jedes Recht, diese Studie wenigstens können wir als erwiesen ablegen. Versammlung, Religion, ja der Hausarrest im auf die gesamte Nation ausgedehnten Tal der Aussätzigen tangiert unbedingt auch die Menschenwürde. Natürlich nur auf Zeit und natürlich mindestens darum von (fast) jedermann eingesehen - es sei denn: Wo ziehen wir die Grenze?
Manch ein Landkreis(!) untersagte Bürgern den Aufenthalt in der eigenen Zweitwohnung, verwies gar Lebenspartner aus der Residenz des Ortsansässigen. In der Philosophie wird gerne mit Gedankenexperimenten gearbeitet, und stellen wir uns einmal vor, eine tödlichere Seuche, die auch lang anhielte, bräche aus, mit Letalitätsraten von 20, 30, 50% und dann fände sich - um ein besonders abstruses Beispiel zu wählen! – ein Heilmittel im Blut rothaariger Linkshänder - wer könnte nach den Erfahrungen der letzten Wochen noch garantieren, daß nicht in mindestens einem Landkreis(!) auch die Unverletzbarkeit der Person außer Kraft gesetzt wäre? Wir können es nicht, und nur das ist der Punkt hier.
Das Beharren auf Grundrechten hat auch heute schon niemanden schützen können, im Zweifelsfall hält sich der Beamte an die Anweisung, nicht den Eid und der Einzelne ist das Eigentum der Masse. Ganz nüchtern festgestellt, kann die Willkür von Kommunalpolitikern(!) entscheiden, wann welches Grundrecht für welche Dauer eingeschränkt wird. Merke: Alles Recht gilt immer nur relativ, ist den weltanschaulichen Machtverhältnissen stets nachgeordnet. Glauben bricht Recht, nicht bloß legitim sondern ganz legal, und das gilt selbst, oder umso mehr, wo der dominante Glaube mit common sense und stumpfem Materialismus identisch ist.
Wer dagegen das System für sich ablehnt, aus den unterschiedlichsten weltanschaulichen Gründen, die etwa von zynisch-faschistischem (hier paßt der Begriff einmal, eine seltene Ausnahme!) Sozialdarwinismus über den Glauben an Göttliche Vorsehung insbesondere auch in Hinblick auf ein Danach, bis hin zur Akzeptanz der Welt als Leiden und Ablehnung des Willens zum Samsara (Buddhismus, Hinduismus, Schopenhauer – der half übrigens sehr gut dabei, die Zeit zu bewältigen) rangieren können, die Endlichkeit des Lebens anerkennt, stieß doch schnell auf praktische Probleme.
Erschreckend ist, daß diese Fragen gar nicht mehr debattiert werden, Gesundheit und unmittelbare Existenz stehen über allem, allem in der Welt, und diese Prämisse darf niemals hinterfragt werden. Alles andere Denken kann nurmehr noch als Mittel zu jenem absoluten Zweck dienen, wie es auch die meisten Religionsgemeinschaften ohne zu murren akzeptieren. Abweichende Weltanschauungen sind nur geduldet, solange sie sich einem common sense, der auch die bildungsfernsten Schichten bis hinunter zum BWL-Studenten geistig nicht überfordert, unterordnen. Während Kulturen menschgemachte Ideen einst über die bare Dauer des Lebens stellten, gar vieles schufen, wofür es sich zu dann sterben lohnte, haben wir jene ganz ökonomisch abgeschafft, wegrationalisiert, als „nichtig“ (und meist irgendetwas -istisches) entlarvt und setzen Zahlenwerte absolut, ohne daß die Prävalenz von Quantität gegenüber Qualität selber rational begründbar wäre.
Und dann gab es noch jene, die die Krise schamlos für Ihre politische Ideologie und populistische Propaganda mißbrauchten, da lasen dann etwa Autofahrer auf Digitalanzeigen am Straßenrand: „Mit dem Fahrrad zur Arbeit kann vor einer Infektion schützen, flatten the“ - earth?, nein: „curve“. Verglichen mit öffentlichen Verkehrsmitteln mag das statistisch richtig sein, nicht aber mit den eigenen vier Rädern, die doch noch „sicherer“ sind als das Warten neben anderen unmaskierten Radlern an einer Ampel, aber natürlich: Covid ist gut für`s Klima, wie so mancher bereits angemerkt hat. These: Kein Ziel darf Unredlichkeit in den Mitteln rechtfertigen.
Auch fanden Besucher am Ostersamstag den Boden eines Berliner Parks von hunderten kleiner Papierzettel bedeckt – nicht einmal Recyclingpapier!, auf denen "Das Mittelmeer tötet mehr als Covid-19" zu lesen stand. Die Aussage ist natürlich korrekt, und der Gefahren wegen sollte man eben auch nicht sich und seine Familie bis hin zum kleinsten Säugling ins Wasser werfen, nur weil die europäische Konsumgesellschaft nun einmal so unvergleichlich geil ist und man endlich wieder von Europäern regiert werden möchte. Und natürlich könnte man da über den Bau von Schutzzäunen diskutieren, wie sie auch an anderen HotSpots des (erweiterten) Suizids zu finden sind, allerdings hatten die Zettelschreiber wohl etwas ganz etwas anderes im Sinn, meinten das viel paternalistischer, unter Ausblendung jeglicher Selbstverantwortung. Polemisch? Aber sicher, denn wie’s in den Wald hineinschallt... Und nein, es gibt da zur Zeit wenige Hungersnöte, die alternativlos in's Wasser treiben (auch das ist altbekannt: Erst wenn’s bergauf geht, kommt’s zur Rebellion, Ted Robert Gurr, lernt jeder Soziologe im ersten Semester). Aber genug für heute.
World of Arts Magazine – Contemporary Art Criticism
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